Am Montag, dem 1.9.2025, hat es uns wieder unter die Erde gezogen. Nach einem früheren Besuch im Bergwerksmuseum Bochum waren wir diesmal in unserem heimischen Kohlerevier, im Besucherbergwerk Sophia Jakoba in Hückelhoven. Doveren, Wassenberg, Hückelhoven, Ratheim – in den Schächten dort wurde bis 1997 besonders hochwertige Anthrazitkohle gefördert; lange Jahre war dieses Gebiet die modernste Zechenanlage Europas. Trotzdem war 1997 Schicht im Schacht, weil unsere heimische Kohle nicht mit den billigen Importen aus dem Ausland konkurrieren konnte, der Bedarf an Hausbrandmaterial immer kleiner wurde.
Sophia Jakoba hat nie so überwältigend ihre Umgebung dominiert wie es die Kohle- und Stahlindustrie mit dem Ruhrgebiet gemacht hat. Schacht 3, das Besucherbergwerk, ist dennoch ein markanter Punkt im hübschen Städtchen Hückelhoven. Schon von weitem grüßt der Förderturm und vom Parkplatz aus kann man hinter dem Maschendrahtzaun diverse historische und neuere Förderwerkzeuge beäugen, wie z.B. eine alte Dampfmaschine, Lorenfahrräder für die Steiger, Sprengfachwerker und alle, die viel im Bergwerk unterwegs waren, verschiedene Modelle von Dieselloks und eine Rettungsbombe. Vorgänger der Dieselloks waren Grubenpferde, die untertage für den Abtransport der Kohle sorgten. Sie lebten auch untertage, mit 2 Wochen Weideurlaub im Jahr. Ihre Ein- und Ausfahrt passierte in Stahlkörben, in die sie senkrecht eingespannt wurden. Wie gut, dass ihre Arbeit von Dieselloks übernommen wurde!
Unser Führer vom Förderverein Schacht 3 war in zünftiger Bergmannstracht aus dickem weißen Leinen gekleidet. Er nahm uns mit in die nachgebaute Schachtanlage und machte uns vertraut mit den Gerätschaften und Maschinen, die ein sicheres und effektives Arbeiten auf der Sohle ermöglichten. Sicherheitsmaßnahmen waren offensichtlich sehr wichtig in diesem anstrengenden und auch gefährlichen Beruf. Wir fühlten das Gewicht der alten Grubenlampen, sahen die immer verfeinerteren Methoden der Messung von schädlichen Gasen, wurden informiert über die Maßnahmen, die sicherstellen sollten, dass jeder, der einfuhr, auch wieder die Zeche verlassen konnte. In der lauten Umgebung waren visuelle Signale wichtig. So hatten die unterschiedlichen Berufsgruppen unterschiedlich farbige Helme. Es war und blieb ein Kräfte kostender Job, den die Kumpels schon mit 55 verlassen konnten.
Gottseidank gab es keine größeren Unfälle oder gar Katastrophen während der Förderungszeit. Auch als im September 1975 ein angebohrter unterirdischer See die Zeche flutete, gab es keine Todesopfer, da dies nachts passierte. Heute kann man die Räume der Schachtanlage für private Veranstaltungen und Treffen mieten. Es gibt zwei große Räume mit Tischen oder Bänken. Trödelmarkte oder Autokino-Vorführungen finden regelmäßig auf dem Gelände statt. Hückelhoven liebt seine Zechenanlage, zu recht.
Text: Elke Hochheimer
Fotos: Maren Konejung