Leuchtendes Blau und strahlendes Gelb – das waren die Lieblingsfarben von Vincent van Gogh und deren Verwendung in seinen Bildern haben wir uns im Visiodrom in Wuppertal angesehen. Es war eine umfassende Werkschau des Malers, obwohl natürlich nicht jedes seiner ca. 600 Bilder zur Ansicht bereit stand. Und es waren auch nicht die Originale, dafür muss man am besten nach Amsterdam fahren. Aber es handelte sich um gute Reproduktionen, die geschickt nach Schaffensperioden und Lebensorten in unterschiedlichen Räumen angeordnet waren. Der erste Raum zeigte die Anfänge von van Gogh; auffallend waren da nicht die leuchtenden Farben, die kamen erst später, sondern das Dunkle, Düstere, noch sehr Gegenständliche. Ein Raum zeigte nur Selbstporträts des Künstlers und verriet Etliches über die unterschiedlichen Stadien seines Gemütszustandes. Erst van Goghs Aufenthalt in Südfrankreich brachte ihn zu Farben in der Leuchtkraft, für die van Gogh zu Recht berühmt wurde. Unser Guide machte uns auf viele Einzelheiten des Schaffens aufmerksam und verwies auf das Typische seiner Malweise, z.B. die vielen Rundungen in Feldern, Himmel und Sternen. Man denke nur an die diversen Sternennachtbilder und die Sonnenblumen.
Unser Guide erzählte auch Etliches zum kurzen Leben van Goghs. Er verwies auf seine künstlerische Kompromisslosigkeit, seine manische Malsucht und seine vollständige finanzielle Abhängigkeit von seinem Bruder Theo, der fest an den zukünftigen Erfolg Vincents glaubte. Theo konnte die Berühmtheit seines Bruders nicht mehr erleben, aber seine Witwe und seine Nachkommen wurden zu sehr reichen Personen mit den ererbten Bildern ihres Verwandten. So reich, dass sie im in Amsterdam ein Museum bauen konnten.
Im fünften Stock des Gasometers konnte man die Bilder noch in einer anderen Form betrachten, nämlich als animierte, großflächige Projektionen rundum auf den Wänden des alten Industriedenkmals. Das war unserem Führer wichtig: der Gasometer in Wuppertal ist zwar nicht so hoch wie der in Oberhausen, aber die Projektionen seien technisch viel anspruchsvoller und aufwändiger als die dortigen. Überhaupt hatte er uns als Auftakt der Führung etwas über die Geschichte des Gasometers erzählt und die Bedürfnisse der Textilindustrie in Wuppertal, die auf eine gleichmäßige Energiezufuhr für die Maschinen angewiesen war. Deshalb wurde damals der Gasspeicher gebaut.
Ein drittes Highlight war der Rundblick vom Skywalk, der obersten Plattform des Gebäudes. Wir hatten Glück, der Regen machte für uns eine Pause, und so hatten wir einen fantastischen Ausblick auf Wuppertal mit z.B. dem großen Bahnhofsgebäude der Schwebebahn. Die Planer dieser Ebene hatten sich die Bedürfnisse der Besucher gut vorstellen können. So laden Bänke und Lounge-Möbel zum Verweilen und Genießen ein. Es gibt eine kleine Bühne und auch Gucklöcher im Zaun, die ein gitterfreies Fotografieren ermöglichen.
Ausklang des Tages war wie üblich das gemeinsame Essen in der angenehmen Atmosphäre des Restaurants Aposto.
Text: Elke Hochheimer
Fotos: Maren Konejung