Digitaler Nachlass - Seite 2
Erstellung einer digitalen Datenverfügung
Denken Sie daran, dass alle Verpflichtungen auf die Erben übergehen. Online-Verträge & Abos sind den Erben nicht so direkt ersichtlich, wie ein Zeitungsabo, das täglich im Briefkasten liegt.
In einer selbst erstellten Datenverfügung haben Sie die Chance, Dinge zu definieren, die Angehörige evtl. ohne Erläuterung schnell übersehen. Selbstverständlich können Sie auch die Anweisung erteilen, Dateien oder Accounts zu löschen, damit hiervon kein Dritter Kenntnis gelangt.
Mit Ihren Vorgaben werden Ihre persönlichen Aktivitäten in Ihrem Sinn geregelt, gleichzeitig entlasten Sie Ihre Hinterbliebenen, denn Sie ersparen Ihnen viel Zeit und Mühe.
Als erstes führen Sie auf einer Liste alle Dinge auf, die Sie digital unterhalten. Was dazu gehört, habe ich ja bereits oben erläutert. Diese Liste kann auf Papier oder elektronisch z.B. auf einer Excel-Liste erfolgen. Schwerpunkt Ihrer Auflistung sind natürlich Ihre Online-Aktivitäten (Accounts, Clouds, etc.) , da diese im Gegensatz zu einer externen Festplatte ja nicht so ohne weiteres von Dritten erkennbar sind. Eine Digitalkamera würde ich persönlich gar nicht erst aufführen. Diese findet man automatisch im Nachlass.
Ein Beispiel wie eine Datenaufstellung aussehen kann, habe ich als Anlage beigefügt.
Eine Alternative zur manuellen Liste, ist die Nutzung eines Passwort-Managers. Dieser empfiehlt sich, wenn Sie im Internet sehr aktiv sind. Hier werden alle Accounts und Passwörter hinterlegt. Häufig können in diesen Managern auch Notizen hinterlegt werden, so dass Sie hier entsprechende Weisungen hinterlegen können. Ich nutze den Passwort-Manager '1Password'. Er erkennt, wenn Sie Zugangsdaten erfassen und speichert sie direkt nach Ihrem 'ok' , so dass kein separater Erfassungsaufwand entsteht. Als Plugin zu Ihrem Browser ist der Zugang zu einem Account dann zukünftig mit einem Mausklick erledigt. Zusätzlich ist sichergestellt, dass Ihre Daten auf dem neuesten Stand sind. Natürlich hat diese Software auch einen Preis, den ich für die Arbeitserleichterung gerechtfertigt halte. Was Sie natürlich sicherstellen müssen, ist die Hinterlegung Ihres Master-Passwort, sonst kommt keiner an diese Daten ran.
Als nächsten Schritt, müssen Sie entscheiden, was mit Ihren digitalen Aktivitäten passieren soll. So können Sie empfehlen, den Amazon-Account nicht zu löschen, damit die Angehörigen weiter auf Ihrem Kindle die E-Bocks lesen können. Ihren Facebook Account möchten Sie gerne in einen Gedenkzustand versetzen. Viele Dinge werden Sie schnell entscheiden können. Sie werden aber auch feststellen, dass Ihnen einige Entscheidungen schwer fällt.
Halten Sie Ihre Nachlassverfügung auf Papier, als digitales Dokument oder als Zusatz zu Ihrem Testament fest. Hier gilt es Vor- und Nachteile abzuwägen.
Es gibt aber mittlerweile auch die Möglichkeit, Ihren Willen auf einer Vorsorgeplattform (z.B. www.exmedio.com, www.vorsorgeplattform24.de, www.afilio.de) zu hinterlegen. Sie müssen allerdings vorab entscheiden, ob Sie Ihre persönlichen Dinge in fremde Hände geben. Außerdem ist es schwierig abzuklären, wie solvent diese Unternehmen sind.
Zugangsdaten zu Ihren Geräten (Handy, Rechner, Laptop, Tablet) und das Master-Passwort für den Passwort-Manager (falls vorhanden) hinterlegen Sie möglichst separat zu Ihrer Nachlassverfügung. Evtl. deponieren Sie dieses in einem versiegelten Umschlag in Ihr Stammbuch, bzw. stimmen sich im Vorfeld mit einer Person Ihres Vertrauens ab.
Nachfolgend habe ich einige Online-Dienstleister beispielhaft aufgelistet und erläutere, wie Sie Ihre Vorsorge teilweise bereits heute umsetzen können bzw. was zu beachten ist:
Google
Bei Google können Sie einen Kontoinaktivitäts-Manager (KIM) einrichten. Hier hinterlegen Sie einen vertraulichen Kontakt, der nach Ihrem Tod die Daten einsehen kann. Alternativ können Sie die Anweisung erteilen, alle Daten zu löschen. Dieser Manager wird aktiv, wenn der Nutzer seinen Account über einen definierten Zeitraum (3 - 18 Monate) nicht mehr genutzt hat.
Facebook
Bei Facebook finden Sie die Option 'Nachlasskontakt'. Hier definieren Sie eine Person, die sich um das Konto kümmert. Dieser ist dann eine Art Nachlassverwalter. Das Facebook-Konto wird nach dem Tod in einen 'Gedenkzustand' versetzt. Details finden Sie im Facebook Hilfebereich unter 'Was ist ein Nachlasskontakt'. Möchte man die Löschung des Accounts nach dem Tod schon zu Lebzeiten beantragen, ist dies ebenfalls möglich. Natürlich muss Facebook über den Tod des Account-Inhabers informiert werden.
Twitter
Bei Twitter finden Sie auf den Hilfeseiten spärliche Informationen. Zugang für Hinterbliebene wird nicht gewährt. Die Beantragung der Löschung kann bis zu sechs Monaten dauern.
kostenlose E-Mail-Accounts
Viele E-Mail-Anbieter wie z.B. GMX oder WEB.DE löschen Mail-Account, wenn diese nicht mehr benutzt werden (meistens nach 6 Monaten). Dann können wichtige Informationen verloren gehen. Um als Erbe offiziell Zugriff zu erhalten, muss man häufig zu einer Sterbeurkunde einen Erbschein vorlegen. Am simpelsten ist es natürlich, wenn die Erben über die Zugangsdaten verfügen und dann das Mailkonto löschen.
Dropbox (Cloud) Hier macht es Sinn, mit dem Rechner der betroffenen Person auf den Dropbox-Ordner zuzugreifen. Möchten Sie den Zugang auf das Konto einer verstorbenen Person beantragen, müssen Sie dies mit vielen Unterlagen (u.a. mit einem gültigen Gerichtsbeschluss!) schriftlich per Post in San Francisco, USA beantragen. Nach Prüfung erhalten Sie die Info, ob Ihrem Antrag stattgegeben wird. Natürlich kann dieses Verfahren eine Weile dauern ...
Trauerkultur in der digitalen Welt
Sie wissen ja, das Internet ist ein Abbild unserer Gesellschaft.
Also findet auch im Internet Trauer & Gedenken statt. Das Thema bzw. die entsprechenden Seiten sind natürlich Geschmackssache.
So möchte ich z. B. nicht, dass nach meinem Tod, beim Aufruf meines Namens, als erster Google-Treffer meine Sterbeanzeige erscheint.
Hier ein kurzer Überblick über die aktuelle Internet-Trauerkultur
- Gedenkseiten
beginnend mit der selbst erstellten Website bis zum Gedenkseitenportal (www.gedenkseiten.de) - digitale Trauerforen zwecks Gedankenaustausch
www.meinetrauer.de - Web-Portale der Tageszeitungen
trauer.rp-online.de - die größte Suchmaschine für Traueranzeige:
www.trauer.de - Online Friedhof: www.strassederbesten.de
- Friedhofs-Apps, die den Besucher zum Grab navigiert
(App: wo-sie-ruhen.de) - Grabsteine mit Internetanbindung:
QR-Code auf Grabsteinen
Zum Ende möchte ich noch erwähnen, dass ich einige Themen nur kurz angerissen habe, da dieses Werk sonst zu umfangreich geworden wäre. Dabei gehe ich von der Tatsache aus, dass sich bei vielen Senioren der digitale Nachlass oft im überschaubaren Rahmen bewegt. Wer jetzt noch Fragen hat, kann gerne Kontakt mit mir aufnehmen.
Weiterführende Links:
https://semno.de
https://digital-danach.de
Nachsorgeportal: www.columba.de
Übersicht zur Löschbarkeit von Webservices www.justdelete.me
Downlads:
'Aufstellung digitaler Nachlass' - Muster (PDF-Format)
dto. Vordruck (PDF-Format)
dto. Vordruck (Excel-Format)
dto. Vordruck (OpenOffice-Format)
Wolfgang Welters
Dipl. Bankbetriebswirt ADG
Webmaster & IT-Spezialist