Gedanken zur Corona-Pandemie

Corona-Pandemie

Und noch einmal Gedanken zur Corona-Pandemie …

Egal, ob beim Einkaufen oder im TV, immer wieder sehe ich Menschen, die entweder gar keine Maske tragen, eine immer wieder rutschende Maske oder ihre Nasen ständig frei oberhalb ihres Gesichtsschutzes präsentieren. Das ist nicht nur leichtfertig im Eigenschutz sondern mindestens fahrlässig im Allgemeinschutz! Denn es ist unsere Nase, die die größte Viruslast trägt. Beim Ausatmen durch die Nase verteilen sich die Viren, beim Einatmen werden sie aufgenommen. Spricht man jemanden darauf an, hört man häufig eine unflätige Antwort…


Das bedeutet meines Erachtens, dass wir alle uns ab jetzt deutlich besser selbst schützen müssen als zum Beginn der Pandemie. Noch tragen wir unsere Alltagsmasken um zu ver­hin­dern, dass wir andere anstecken. Ab sofort sollten wir wirklich FFP2-Masken tragen, damit andere uns nicht anstecken. Wir müssen jetzt in erster Linie uns selbst schützen! Wobei eine FFP2-Maske ohne Ventil selbst­ver­ständ­lich auch andere schützt, falls ich infiziert sein sollte.

Nachdem wir gut durch den Sommer gekommen sind, steigen die Zahlen von Menschen, die mit SARS-CoV2-Viren infiziert sind gerade wieder steil an. Zusätzlich steigt alljährlich im Herbst und Winter die Zahl der 'normalen' Atem­wegs­in­fek­tio­nen stark an. Wie sich diese und Influenza und Covid-19 gegenseitig beeinflussen, weiß noch nie­mand. Und wieder – oder immer noch – ringen unsere Politiker und Wis­sen­schaft­ler um den richtigen Weg. Andere 'Politiker' in be­völ­ke­rungs­rei­chen Ländern zeigen uns gerade deutlich, wie es nicht geht …

Im Unterschied zum Frühjahr hat sich die Situation allerdings, so scheint mir, entscheidend, ja gefährlich verändert. Im Frühjahr hatten wir einzelne In­fi­zier­te, die das Virus verteilt haben. Da waren die Kontakte schnell und gut nach­voll­zieh­bar und Betroffene wurden schnell in Quarantäne isoliert. Im Vergleich zu anderen Staaten hatten wir in jeder Phase der Pandemie niedrigere Zahlen. Damals war es besonders die ältere Bevölkerung, die schwerer er­krank­te und das wird sich auch in der '2. Welle' nicht ändern.

Jetzt wird das Virus an vielen Orten gleichzeitig verteilt. In den meisten Städten, Gemeinden und Kreisen han­delt es sich zumeist um ein diffuses Geschehen mit Häufungen, die in Zu­sam­men­hang mit privaten Feiern im Fa­mi­lien- und Freundeskreis stehen. Zum Teil aber auch getragen durch Rei­sen­de und junge Feiernde, die sich unterwegs bzw. auf Partys anstecken und diese Infektionen dann in ihren Haushalten und Familien verbreiten. Nur in einigen Fällen liegt ein konkreter größerer Ausbruch als Ursache für den starken Anstieg in den betroffenen Krei­sen vor (z.B. Tönnies). In größeren und großen Men­schen­gruppen halten sich häufig ein oder mehrere sog. 'Su­per­spreader' auf. Su­per­sprea­der sind Infizierte, die nicht wissen, dass sie infiziert sind. Denn, das haben wir schon früh gelernt, das höchste Risiko, andere Personen anzustecken besteht 1 - 2 Tage, bevor die ersten Symptome der Erkrankung überhaupt auftreten. Das bedeutet aber auch, dass uns ab jetzt jederzeit ein unerkannt Infizierter begegnen kann.

Das Durchschnittsalter aller in Deut­schland mit SARS-CoV2-In­fi­zier­ten lag im April bei 50 Jahren, heu­te liegt es bei 33 Jahren. Dabei waren laut RKI z.B. am 24. April 67% der Covid-19-Fälle zwischen 15 und 59 Jahren alt und nur 19% aller Fälle 70 Jahre und älter. Und die jungen Men­schen sind zwar hoch-infektiös, zeigen aber kaum Symptome. Warum sind es in erster Linie die jungen Leute? Weil sie deutlich mehr un­ter­wegs sind und deutlich mehr soziale Kontakte haben als die älteren.


Das beliebte Argument: Die Zahlen sind so hoch, weil mehr getestet wird, greift auch nicht. Laut RKI wurden in der 39. und der 41. Kalenderwoche jeweils 1,167 Millionen Menschen getestet. In KW 39 waren 14.300 (1,22%) davon positiv, in KW 41 aber schon 29.000 (2,48%). In der 27 KW (mit 1. Juli) hingegen wurden 508 Tausend Tests durchgeführt, von denen 3.100 (0,61%) positiv waren. Wenn wir im TV hören: 'Die Zahlen der Neuinfektionen heute …' dann stimmt das so ja gar nicht. Denn es sind in Wirklichkeit die Zahlen von vor 1 - 2 Wochen!

Wenn ich mich heute bei jemandem anstecke, vermehrt sich das Virus ab heute in meinem Körper. Die In­ku­ba­tions­zeit, also die Zeit bis ich selbst ansteckend für andere bin, beträgt nach heutigem Kenntnisstand 5-6 Tage. Symptome entwickele ich erst nach 10-14 Tagen. Wenn ich dann Symptome an mir bemerke, kümmere ich mich um einen Test. Auf das Ergebnis warte ich mindestens 2-3 Tage. Wenn mein Ergebnis dann in 1-2 Wochen positiv ist, kann ich bis dahin schon genügend Menschen neu angesteckt haben …

Jeder, der im heute üblichen PCR-Test positiv ist, hat das Virus. Vielleicht nicht (mehr) aktiv, vielleicht nicht sichtbar erkrankt, aber mit Viruspartikeln. Das heißt, wenn das Virus aktiv ist, kann es weitergegeben werden. Die Anzahl der In­fi­zier­ten steigt und das heißt, es wird immer wahrscheinlicher, dass man auf einen Infizierten trifft.
Die Sterblichkeitsrate, die angeblich momentan niedrig ist, wird natürlich wieder ansteigen, wenn mehr Ri­si­ko­pa­tienten infiziert werden. Und auch die jungen Infizierten können an Covid-19 sterben. Was wir aber immer auch im Blick haben sollten, wir wissen noch nichts über Langzeitschäden bei jüngeren Menschen. Es zeichnet sich ab, dass auch jüngere, symptomarme Menschen, Schäden an verschiedenen Organen, einschließlich des Gehirnes davontragen können. Und wenn 'nur' das Gehirn betroffen ist und 'nur' Geruchs- und Geschmackssinn ge­schä­digt sind – wenn dann mo­na­te­lang z.B. alles nach Fäkalien riecht und schmeckt …

Wenn wir uns selbst schützen wollen, müssen wir die hauptsächlichen Über­tra­gungs­wege kennen.
Gegen die Tröpfchen können wir uns ganz gut wehren (AHA-Regel). Hier genügt im Normalfall ein Abstand von 1,50 m, besser 2 m.
Auch die Community-Masken halten Tröpfchen bis zu einem gewissen Grad ab.
Wenn wir uns aber den Über­tra­gungs­weg 'Aerosol' (immerhin ver­mut­lich ca. 60% der Infektionen) an­schau­en, dann sieht das schon schwie­ri­ger aus. Aerosole ('feiner Ne­bel') können die Tröpfchen mehrere Me­ter weit transportieren. Das hängt unter anderem von der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur ab. Diesen feinen Nebel können die Community-Masken nicht abhalten. Hierfür braucht man spezielle Vliese.
Die echten OP-Masken halten etwas 'Nebel' ab.
Die FFP2-Masken oder KN95-Masken, halten diese Aerosole bis zu 98% ab.
Hierbei gilt zu beachten: FFP2 ist die deutsche Bezeichnung, KN95 die amerikanische, bzw. chinesische. Wenn man eine solche Maske kauft, bitte unbedingt darauf achten, dass sie zertifiziert ist (CE-Kennzeichen, EU-Norm, die auf der Maske eingedruckt sein müssen).
Mit den FFP2-Masken lässt es sich bei Alltagsarbeiten genauso gut atmen wie mit den Community-Masken.
FFP2-Masken sollten nach 4 Stunden Dauertragens gewechselt werden!

Noch ein Märchen zu den Masken. Es kursierte das Gerücht, dass Kinder unter der Maske erstickt wären oder kurz davor waren. Mittlerweile ging es groß durch Funk, Fernsehen und Print­me­dien, dass dies eine Falsch­mel­dung ist. Der Kri­mi­nal­bi­o­lo­ge Mark Benecke hat das an Kindern un­ter­sucht. Er hat gemessen, wie stark die Kohlen­di­oxid-An­rei­che­rung (CO2-An­rei­cher­ung) unter einer Maske ist. Das Ergebnis war, keine stärkere Anreicherung als ohne Maske. Man kann das Ergebnis also dahingehend interpretieren, dass Atemnot, bei Lungengesunden, unter einer Maske, ein Kopfproblem ist.


Wie können wir uns also in Zukunft schützen?
Natürlich mit Abstand. Größere Men­schen­an­samm­lun­gen meiden.
Überall dort, wo viele Menschen in einem geschlossenen Raum sind, wo laut gesprochen oder gesungen wird, hilft Abstand nur gegen Tröpfchen. Überall dort entstehen sehr viele Aerosole, deshalb sind wir auf gutes Maskenmaterial angewiesen, das vor Aerosolen schützt.

Übrigens, über den nicht vorhandenen Schutz durch Visiere brauchen wir uns in Anbetracht der Aerosole in Räumen gar keine Gedanken mehr zu machen. Sie schützen weder uns noch andere. Zumindest nicht, wenn wir nicht darunter eine FFP2-Maske tragen.

Auf Facebook gab es einen netten Spruch 'Lieber eine Maske im Gesicht als einen Zettel am Zeh.' Das klingt dramatisch, aber die Pandemie ist nicht vorbei!

Dorothee Wingerath / Martina Metzele

Stand: 15. Oktober 2020