Perfektion
Und da war noch …
... die Sache mit der Perfektion
Ein Beitrag unserer Kolumnistin C. Eißing
Ein Pfündchen zu viel? Eine Falte macht Ärger? Und der Rücken ist krumm?
Dann sollte man seinen Blick lieber mal aufs Wesentliche umschwenken …
Wir sind nicht Germanys Top Model und auch keine 20 Jahre jung, zum Glück!
Unser Wissen und unsere Erfahrungen zeugen von gelebtem Leben.
Nicht immer einfach, aber immer wertvoll!
Und außerdem:
Wir nehmen 600.000 verschiedene Farbstufen wahr und können 30.000 Düfte unterscheiden. Können 1.000 Seiten dicke Telefonbücher auswendig lernen oder geniale Gedanken ausbrüten – mit nur 1,5 Kilo Gehirnmasse. Würde man unsere Nerven zusammenknoten, reichten sie einmal von der Erde bis zum Mond und zurück. Circa 2 Kilo wiegt unser Immunsystem, es arbeitet Tag und Nacht gegen Umweltgifte und andere feindliche Eindringlinge und schenkt unserem Körper die Kraft, sich selbst zu heilen. Eine Frau trägt Eizellen für 450 Kinder in ihrem Bauch.
30 Tonnen Nahrung verwandelt unser Stoffwechsel im Lauf unseres Lebens in Aufbau, Gesundheit und Energie. Unser Herz schlägt 3 Milliarden Mal im Laufe unseres Lebens – in der Regel, ohne auszusetzen. Unser Skelett von 206 Knochen bewegt durchschnittlich 30 Kilo Muskulatur. Wir können schwere 179,5 Kilo stoßen oder behutsam die süßesten und kleinsten Früchte von den Bäumen pflücken. Stabil und gleichzeitig mobil sind auch alle unsere Gelenke. Sie tragen uns auf einem Seil durch die Lüfte, lassen uns Saltos schlagen, Pirouetten drehen, einen Marathon laufen ... Normalerweise. Eine Ausdauer haben wir – unglaublich! Laut unseren Genen können wir 50 Kilometer am Tag laufen. Könnten ...
Wir haben einen perfekten Körper. Und er mixt uns all das zurecht, was wir brauchen, um uns wohlzufühlen, wach zu sein, Glück zu empfinden, Schmerzen zu dämmen, einzuschlafen ... Endorphine, Serotonin, Dopamin, Melatonin, Testosteron ... und wie die hilfreichen körpereigenen Drogen alle heißen.
Sollten wir da nicht sofort mal 'Danke!' sagen? Lieber Körper, schön, dass es dich gibt! Ist das nicht besser als ständig gegen die kleinen ungeliebten und doch liebenswerten Unperfektionen zu kämpfen.
Einfach mal ein großes Glas Zitronenwasser mit Minze schlürfen. Und die ziehenden Wolken betrachten. Oder fallende Regentropfen. Die Frage stellen: Was liegt hinter dem Horizont, hinter dem Offensichtlichen? Oder auch nicht.
Einfach mal nicht grübeln. Einfach nur sein.
Mit einem Herzen, das so groß ist, dass es kaum in den kleinen Brustkorb passt.
Wie hat Cicero so schön gesagt: 'Der ist kein freier Mensch, der sich nicht auch einmal dem Nichtstun hingeben kann.'
Lieber ich als perfekt! Ist das nicht ein wundervolles Lebensziel?