Weltschmerz
Und da war noch …
... die Sache mit dem Weltschmerz
Ein Beitrag unserer Kolumnistin C. Eißing
Zu Jahresbeginn ist man hochmotiviert, hungert sich vielleicht ein paar Pfunde runter, kämpft gegen den Nikotinentzug oder bemüht sich um eine gesündere Ernährung. Gut so!
Aber was ist mit unserem Innenleben? Wie sieht es da aus?
Ich bin davon überzeugt, dass Jede(r) das Gefühl kennt, wenn es irgendwo da drinnen klemmt und scheuert. Es fühlt sich an wie eine alte Verletzung, die partout nicht heilen will. Hervorgerufen durch was oder wen auch immer. Gleichgültig, ob man es Seele oder Herz oder sonstwie nennt ... das Innerste leidet. Natürlich fallen uns sofort Entschuldigungen ein, uns nicht darum zu kümmern. 'Geht gerade nicht, bin so im Stress' oder 'Ich habe für so was keine Zeit' oder 'Bin nicht in der Stimmung' usw. usw.
'Weltschmerz' nannte man diesen Zustand in meiner Familie, schüttelte mitleidig den Kopf und wandte sich wieder den 'wichtigen Dingen des Lebens' zu. Gern gepaart mit dem Hinweis, dass wohl dringend ein Besuch beim Seelenklempner fällig sei.
Aber braucht man wirklich einen Psychologen oder zumindest ein paar Selbsthilfe-versprechende Bücher? Die gibt es nämlich wie Sand am Meer, oft mit geradezu einschüchternden Titeln wie 'Deine Seele schreit!'
Nein, danke.
Ich bin statt dessen über einen einfachen Satz gestolpert, der es in sich hat.
Nie war es wichtiger als heute, eine warme Seele zu haben.
Ohne eine warme Seele sind diese Zeiten noch schwerer auszuhalten, oder?
Aber wie kriegt man das hin?
Heißer Kakao? Aufsteigende Bäder? Heizkissen? Ein kuscheliges Wesen? Ich meine ausdrücklich ein lebendes Wesen, nicht diese entsetzlichen, künstlich atmenden Fellimitate, die es zu kaufen gibt.
All das mag hilfreich sein, aber ich setze auf Weite, wenn es in der Brust eng wird. Weite, frische Luft, ungestörter Blick bis zum Horizont.
Da genügt manchmal ein Spaziergang über die Felder, die wir zum Glück am Niederrhein noch reichlich haben.
Manchmal muss es aber einfach Mee(h)r sein, am liebsten die Nordsee bei Nieselwetter.
Wenig Menschen, viel Platz, Raum für Gedanken. Atmen, loslassen.
Und manchmal kommt es dann zu Erlebnissen und Begegnungen, die unsere Seele wärmen.